Jonathan Lee
Manager, Energy & Sustainability Analytics Intelligence
Energy Procurement
Energy Management
Energy Management Strategy
September 1, 2019
In den letzten zehn Jahren wurden erneuerbare Energien massiv ausgebaut. Ihr Anteil hat sich damit erhöht, und sie sind vielfältiger geworden. Die Erzeugung nachhaltigen Stroms aus Nichtwasserkraft stieg in den Vereinigten Staaten von rund drei Prozent im Jahr 2008 auf mehr als zehn Prozent im Jahr 2017. Positiven Einfluss auf dieses Wachstum und die damit verbundene Diversifizierung hatte die Ausweitung wichtiger Steuervergünstigungen, aber auch andere Faktoren spielten eine Rolle. Sinkende Technologiekosten und der Druck der Öffentlichkeit/Interessengruppen rund um die soziale Unternehmensverantwortung haben dazu geführt, dass Organisationen vermehrt in der Lage sind, Konzepte für erneuerbare Energien in ihre Beschaffungsstrategien zu integrieren.
Doch in vielen Organisationen – kleinen, mittleren und auch einigen großen – wurde ein breitere Einführung durch tradierte Herausforderungen gebremst. Doch wie bewegen sich diese Organisationen voran?
Ist die Zeit gekommen, neu zu denken und herauszufinden, welchen Stellenwert erneuerbare Energien für Ihre Energiebeschaffungsstrategie und breiteren Nachhaltigkeitsmaßnahmen haben können?
Neue Impulse für die Beschaffung erneuerbarer Energien
Ende 2017 schloss ENGIE Impact eine Partnerschaft mit Zpryme, einem Marktforschungsunternehmen, um ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie Unternehmen aus Handel und Industrie ihre gegenwärtigen und zukünftigen Energie- und Nachhaltigkeitsbemühungen einschätzen.
Einleitend wurden 250 Unternehmensvertreter dazu befragt, ob frühere Energie- und Nachhaltigkeitsinitiativen ihrer Meinung nach erfolgreich waren. 25 Prozent bewerteten diese Maßnahmen als sehr wenig oder gar nicht erfolgreich. Interessant ist, dass trotz der Unzufriedenheit mit der vergangenen Leistung die große Mehrheit der Befragten dennoch angab, Ziele gesetzt zu haben. Wir wollten wissen, welche Beweggründe es für ihre Ziele und Konzepte gab und wo sie in den nächsten drei bis fünf Jahren Chancen sahen.
Befragt nach der Hauptmotivation für ihre Konzepte gaben die Teilnehmer unter anderem veränderte Rechtsvorschriften, steigende Energiepreise und sinkende Kosten für erneuerbare Energien an. Interessant ist weiter, dass der Druck von Verbrauchern, Mitarbeitern und Interessengruppen als weiterer wichtiger Antriebsfaktor genannt wurde. Die Befragten erklärten außerdem, dass ihre Ziele dazu dienten, Kosten zu senken und Umweltfolgen zu reduzieren. Zugleich sollten die Energieausgaben vorhersehbarer werden.
Die Entwicklung der erneuerbaren Energiebeschaffung in unregulierten Märkten ist bisher langsamer vorangeschritten als die Beschaffung aus herkömmlichen Energiequellen und ist zuweilen auch schlichtweg zu kostspielig (außer für die Marktführer). Doch nach unseren Erkenntnissen betrachten Führungskräfte in Unternehmen erneuerbare Energien inzwischen als Option, nicht nur, um Kosten zu senken, sondern auch, um allgemeinere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Warum JETZT die richtige Zeit ist
Angesichts der beschriebenen Marktsituation und Verlagerung der Treiber für eine Beschaffung erneuerbarer Energien vom rein wirtschaftlichen Aspekt hin zu einer Kombination aus wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Faktoren wollen wir nun ausführlicher betrachten, warum genau JETZT die richtige Zeit für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Thematik ist.
1. Technologischer Fortschritt und sinkende Kosten
Wie in jeder Branche gibt es auch im Erneuerbare-Energien-Sektor technologische Fortschritte, was zu Kostensenkungen und höherer Attraktivität am Markt führt. Die meisten Unternehmen haben sich in der Vergangenheit darauf beschränkt, frei handelbare grüne Energiezertifikate zu kaufen oder in ihren Stromlieferverträgen mit Dritten einen bestimmten Prozentsatz an Ökostrom festzuschreiben, um ihre Erneuerbare-Energien-Ziele zu erreichen. Physische Stromliefervereinbarungen waren traditionell nur für große Konzerne mit energieintensiven Anlagen eine gute Option. Die Gründe: Kosten, standortbezogene Einschränkungen und Vertragslaufzeiten von mindestens 20 Jahren. Ergänzend kann die dezentrale Energieerzeugung vor Ort eine gute Option sein. Hierzu sind jedoch hohe Investitionen und bestimmte Standortbedingungen erforderlich. Energieversorger, unabhängige Stromproduzenten und -lieferanten sind bemüht, ihr Angebot an erneuerbaren Energien auszuweiten. Mit den weiterhin sinkenden Kosten für grüne Energie halten neue wettbewerbsfähige Produkte wie virtuelle Stromliefervereinbarungen (VPPA) und grüne Tarife auf den Markt Einzug. So könnten mehr Unternehmen partizipieren.
2. Verändertes Einkaufsverhalten von Unternehmen
Bei der Energiebeschaffung ist ein Mentalitätswechsel zu beobachten: Die Einkäufer in Unternehmen integrieren erneuerbare Energien nicht mehr einfach nur als Baustein in ihre von fossilen Brennstoffen dominierte Strombeschaffungsstrategie, sondern machen Ökostrom zu einem zentralen Bestandteil. Lediglich Erzeugungslücken werden mit Strom aus konventionellen Energiequellen gedeckt. Um die am besten geeigneten erneuerbaren Energiequellen und Produkte auszuwählen, sind fundierte Kenntnisse dazu erforderlich, wie die Erzeugung erneuerbarer Energien mit den Verbrauchsmustern einer Anlage kompatibel ist. Mit dieser Strategie sind bestimmte Risiken verbunden, sodass sie nicht für alle Unternehmen in Frage kommt. Ein klares Verständnis der Risiken, Preis- und Verbrauchsdaten, um Entscheidungen zu unterfüttern und verwertbare Erkenntnisse abzuleiten, sowie Reporting-Funktionen zur Leistungsmessung können Unternehmen auf dem Weg zum Erfolg helfen.
Überdenken wir den Stellenwert erneuerbarer Energien in der Beschaffungsstrategie also neu? Dies muss wahrscheinlich jedes Unternehmen für sich beantworten. Trends und technologischer Fortschritt legen jedoch nahe, dass immer mehr Organisationen in naher Zukunft entsprechende Überlegungen anstellen werden.