Zur Sicherung der Geschäftskontinuität und der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit ist eine Nachhaltigkeitsstrategie für Unternehmen aus dem Lebensmittel- und Getränkesektor von zentraler Bedeutung, denn sie ermöglicht es ihnen, effizienter zu arbeiten und Klima- und andere Umweltrisiken in ihrem Betrieb zu bewältigen. Die Lebensmittelindustrie ist besonders anfällig für Risiken, die mit dem Klimawandel zusammenhängen und ist bereits heute durch veränderte Temperatur- und Niederschlagsmuster sowie zunehmend extreme Wetterereignisse beeinträchtigt.
Gleichzeitig trägt die Nahrungsmittelproduktion maßgeblich zum Klimawandel bei und ist für rund ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Bevölkerungswachstum und veränderte Einkommensverhältnisse werden die Notwendigkeit von Produktionssteigerungen und einer effizienteren Verteilung noch verschärfen.
Welche Herausforderungen muss die Lebensmittel- und Getränkeindustrie heute bewältigen?
Mit der zunehmenden Bedeutung von Nachhaltigkeit steigt auch der Druck vonseiten der Investoren, Aufsichtsbehörden, nachgelagerten Abnehmern und Verbrauchern auf die 7 Milliarden US-Dollar schwere Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Sie fordern nicht nur mehr Nachhaltigkeit, sondern auch genügend Transparenz, um die Legitimität dieser Bemühungen zu belegen. Viele Unternehmen haben die mit dem Klimawandel verbundenen Zusammenhänge, Chancen und Risiken bereits erkannt und Schritte zur Verbesserung der Nachhaltigkeit eingeleitet. Laut der von ENGIE Impact durchgeführten Analyse von CDP-Berichtsdaten werden nach derzeitigem Stand jedoch nur 15 % der an das CDP berichtenden Lebensmittel- und Getränkehersteller ihre Nachhaltigkeitsziele auch erreichen. Diese Unternehmen stehen vor diversen Herausforderungen, die eine Nachhaltigkeitstransformation erfordern.
Transformation der Nahrungsmittelproduktion: Der Großteil der Emissionen in der Wertschöpfungskette der Lebensmittel- und Getränkeindustrie stammt aus der Landwirtschaft und den damit verbundenen Praktiken der Landnutzung und Tierzucht. Laut dem CDP-Bericht Fast Moving Consumers haben 56 % der Lebensmittel- und Getränkehersteller keine Scope-3-Emissionssenkungsziele definiert, obwohl Scope-3-Emissionen für 90 % der Lebenszyklusemissionen verantwortlich sind. Um die Resilienz des Nahrungsmittelsystems zu sichern, müssen diese Emissionsquellen sowie andere umweltbezogene und soziale Risiken bearbeitet werden. Mehr Transparenz in komplexen, globalen und oft fragmentierten Lieferketten und die Einbindung der Lieferanten in die Nachhaltigkeitsstrategie sind Schlüsselfaktoren auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Branche.
Senkung der Ressourcenintensität: Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie ist energie- und wasserintensiv. Es ist wichtig, Möglichkeiten für eine bessere Ressourcennutzung zu erkennen und zu nutzen. Dies beginnt mit einer Datenanalyse, um einen Überblick über die Nutzungsintensität, die Beschaffung sowie das Energie-, Wasser- und Abfallmanagement zu gewinnen. Wasser und Energie sind in dieser Branche eng miteinander verbunden, und Maßnahmen zur Verringerung des Wasserverbrauchs können auch die Energieintensität für die Erwärmung oder Kühlung von Wasser senken.
Erfüllung der sich verändernden Kundenerwartungen: In dieser verbraucherorientierten Branche müssen die Unternehmen auf die sich verändernden Kundenerwartungen reagieren, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Konsumenten erwarten mehr von ihren Lebensmitteln, unter anderem Komfort, Nachhaltigkeit, eine transparente und ethisch korrekte Beschaffung und natürlich Werthaltigkeit. Erfolgreiche Unternehmen werden in immer stärkerem Maße nachweisen müssen, wie sie ihre Kunden bei einer Lebensführung im Einklang mit ihren ökologischen und ethischen Wertvorstellungen unterstützen.
4x
höherer Wasserverbrauch in der Getränkeherstellung
56 %
der Lebensmittel- und Getränkehersteller haben kein Scope-3-Emissionssenkungsziel
73 %
der Verbraucher wechseln zu Marken, die soziale Ziele verfolgen
90 %
der Gesamtemissionen sind Scope-3-Emissionen
Welche Aspekte sollten zukünftig in Betracht gezogen werden?
Die Verpflichtung zu einer nachhaltigeren Zukunft ist für Lebensmittel- und Getränkehersteller unerlässlich, aber nur eine Nachhaltigkeitsstrategie und eine umsetzbare Roadmap zur Erreichung dieser Verpflichtungen werden die Wertschöpfung aus der Nachhaltigkeit im gesamten Unternehmen vorantreiben.
Entwicklung einer Zero-Emissionen-Roadmap: Weil derzeit nur rund 15 % der Lebensmittel- und Getränkehersteller:innen ihre Nachhaltigkeitsziele auch erreichen werden, müssen die Unternehmen der Branche auf der Grundlage solider Datenanalysen und Expert:innenwissen eine umsetzbare Zero-Emissionen-Roadmap erarbeiten, mit der sie ihre Ziele verwirklichen können.
Resiliente Wertschöpfungsketten: Durch eine Zusammenarbeit mit Partner:innen in der gesamten Lieferkette kann die Branche ihre Nachhaltigkeitsinitiativen wesentlich ausweiten, widerstandsfähigere Wertschöpfungsketten aufbauen und sich gegen Lieferkettenschocks schützen. Die Ermittlung von Emissions-Hotspots und eine Zusammenarbeit mit Lieferanten ist unerlässlich, um Scope-3-Emissionen zu senken. Die Dekarbonisierung der gesamten Geschäftstätigkeit wird unter anderem durch eine Umstellung auf eine emissionsarme Transportflotte, klimafreundliche Kühlkettensysteme und optimierte Transportrouten beschleunigt.
Senkung des Ressourcenverbrauchs und Förderung der Kreislaufwirtschaft: Eine Daten- und analysegestützte Ermittlung und die Nutzung von Umrüstungschancen trägt maßgeblich zur Senkung der Energie- und Wasserintensität auf der Nachfrageseite bei. Des weiteren helfen auch energieeffiziente Umrüstungen von Produktionsanlagen, Lagern und Verarbeitungszentren. Eine verstärkte Konzentration auf Wasser und Abfall fördert eine stärkere Kreislaufwirtschaft.
Erneuerbare Energien: Unternehmen, die zu 100 % auf erneuerbare Energiequellen setzen, entwickeln sich besser als ihre Konkurrenten. Nach der Umsetzung von Verbrauchssenkungen auf der Nachfrageseite sollten Unternehmen auf Ökostrom umstellen, um die CO2-Emissionen zu mindern und eine verlässliche Energieversorgung zu sichern, einschließlich thermischer Lösungen, Energieerzeugung vor Ort, Speicherlösungen, PPA, VPPA und Emissionsausgleich.