Der Lebensmitteleinzelhandel ist ein bedeutender Wirtschaftszweig: Er stellt frische Nahrungsmittel, schnelle Snacks und Arbeitsplätze bereit und dient oft auch als sozialer Treffpunkt. Zudem hat dieser Sektor einen erheblichen CO2-Fußabdruck. Diese wird von den Gesetzgebern und anderen Interessengruppen zunehmend reguliert und überwacht. Die Branche muss immer strengere Anforderungen erfüllen, darunter die Vermeidung von Nahrungsmittelverschwendung, das Verbot von Plastiktüten und anderen Einwegkunststoffprodukten. Der Lebensmitteleinzelhandel kann Nachhaltigkeitslösungen zur Senkung des Ressourcenverbrauchs und der verbundenen Betriebskosten nutzen, um die Ressourcen zu managen, die Stakeholder zufriedenzustellen und einen positiven Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten.
Welche Herausforderungen muss der Lebensmitteleinzelhandel heute bewältigen?
Von großen Supermärkten mit Food- und Non-Food-Artikeln bis hin zu reinen Lebensmittelgeschäften kämpft die gesamte Branche mit den folgenden Problemen: extrem geringe Gewinnmargen, hoher Energie- und Wasserverbrauch, hohes Abfallaufkommen und sich verändernde Konsumentenbedürfnisse mit der Forderung nach mehr Vielfalt zu wettbewerbsfähigen Preisen.
Die hohen Kosten der Geschäftstätigkeit (d. h. Personal, Produkt- und Ressourcenkosten) nehmen erheblichen Einfluss auf die Gewinnspannen. Effizienzsteigerungen können sich daher signifikant positiv auf den Gewinn auswirken. Während andere Einzelhandelssegmente oft weniger als 12 Betriebsstunden pro Tag haben, ist der Lebensmitteleinzelhandel oft rund um die Uhr geöffnet. Diese geringen Nichtbetriebszeiten minimieren das Einsparungspotenzial bei Ausrüstung, Beleuchtung, Heizung, Belüftung und Klimatisierung.
Den Verbrauchern stehen immer mehr Online-Alternativen zum klassischen Lebensmitteleinzelhandel zur Verfügung, darunter Einkaufs- und Lieferdienste oder Meal Kits, die direkt nach Hause geliefert werden. Die Konsumenten wollen mehr Bequemlichkeit, und der Lebensmitteleinzelhandel reagiert mit neuen Kauferlebnissen im Geschäft. Salatbars, fertig zubereitete Mahlzeiten und Meal Kits sind im Kommen. Diese Angebote erfordern zusätzliche Ausrüstung wie Öfen und Warmhaltegeräte und führen zu einem erhöhten Verbrauch von Wasser und Einwegkunststoff. Der Lebensmitteleinzelhandel muss den Spagat bewältigen zwischen einem für die Verbraucher attraktiven Umfeld mit erhöhter Produktsichtbarkeit und nachhaltigen Geschäftsprozessen.
Welche Trends im Lebensmitteleinzelhandel unterstützen die Nachhaltigkeitstransformation?
Gesetzliche Bestimmungen in US-Bundesstaaten wie Kalifornien, Massachusetts und Vermont verpflichten den Lebensmitteleinzelhandel, Lebensmittelabfälle besser zu managen, entweder durch Kompostierung oder Spenden von Lebensmitteln, deren Mindesthaltbarkeit bald endet. In Frankreich ist es dem Handel gesetzlich untersagt, Lebensmittel wegzuwerfen. Verstöße werden mit 3.800 EUR pro Fall geahndet. Um diese gesetzlichen Vorschriften zu erfüllen und Geldstrafen zu vermeiden, sollten Unternehmen regelmäßig Abfallprüfungen durchführen und über ihre Abfallverwertungsstrategien Bericht erstatten.
Der „ethisch motivierte Verbraucher“ sucht nach gesunden, biologisch angebauten Produkten lokaler Herkunft und einer transparenten, nachhaltigen Lieferkette. Er meidet große Supermärkte und kauft lieber im kleinen lokalen Einzelhandel oder online ein, weil dort biologisch angebaute und gesunde Nahrungsmittel leichter zu finden sind. Der Lebensmitteleinzelhandel verändert in der Folge das Layout, die Präsentation und das Sortiment im Geschäft. Hierfür müssen die mit diesen Veränderungen verbundenen Kosten bekannt sein. Informationen zu Ressourcenverbrauch und Abfallvolumen können in intelligente Projekte zur Effizienzsteigerung einfließen und genutzt werden, um den neuen, ethisch motivierten Verbrauchers als Kunden zu gewinnen.
Neue Technologien können sehr viel mehr, als den Energieverbrauch im Geschäft zu senken. Sie verfügen auch über Diagnosekapazitäten für eine optimierte Instandhaltung und Erkennung von Geräteausfällen. Der Lebensmitteleinzelhandel wird in naher Zukunft erheblich in neue Lagertechniken und optimierte Zahlungslösungen investieren. Außerdem werden im Geschäft mehr Geräte an das Internet angebunden sein.
Worüber sollte der Lebensmitteleinzelhandel nachdenken?
Einige der folgenden Maßnahmen können dem Lebensmitteleinzelhandel dabei helfen, aktuellen Trends und externen Anforderungen gerecht zu werden sowie gleichzeitig Einsparungen und Ressourceneffizienz zu maximieren.
Suchen Sie nach Wegen, um den Verbrauch zu senken. Einfache, regelmäßige Instandhaltungsarbeiten wie Reinigung, Überprüfung auf Kühl- oder Wasserlecks und Einstellungsoptimierung können nicht nur den Energieverbrauch senken, sondern auch die Anlagenlebensdauer verlängern. Die Umstellung auf energieeffizientere Lösungen mit LED-Beleuchtung und Helligkeitssensoren sowie Kühl- und Gefriergeräte mit Türen kann zur Verbrauchsminderung beitragen. Bei großen Supermärkten entspricht eine Senkung der Energiekosten um 1 EUR einem Umsatz von fast 60 EUR.
Modernisieren Sie Ihre Großausrüstung. Größere Systeme wie Klimaanlage sowie Kühl- und Gefriergeräte sind regelrechte „Energiefresser“. Je ineffizienter diese Systeme, desto höhere die verbundenen Kosten. Über EMS-Systeme kann der Lebensmitteleinzelhandel Effizienzlücken erkennen und Projekte mit hohem Renditepotenzial ermitteln, um effizientere Systeme zu installieren. Nutzen Sie erste Ergebnisse, um einen umfassenderen, portfolioweiten Rollout zu rechtfertigen. Decken Sie Ihren Kapitalbedarf über nachhaltige Finanzierungsprogramme.
Implementieren Sie ein ganzheitliches Abfallmanagementprogramm. Recyclingbehälter reichen nicht aus: Entscheiden Sie sich für eine Kombination aus Mitarbeiterschulung, Beschilderung, Ausrüstung und Service-Änderungen. Führen Sie eine Abfallprüfung durch, um über Ihre Strategie zur Abfallverwertung und Vermeidung von Lebensmittelabfällen zu informieren.
Halten Sie alle geltenden Bestimmungen ein. Sie sollten die finanziellen und betrieblichen Auswirkungen nationaler, regionaler und lokaler Vorschriften zur Zubereitung und Sicherheit von Lebensmitteln sowie zum Management und zur Entsorgung gefährlicher Abfälle kennen und verstehen.
Kommunizieren Sie Ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Stellen Sie ein formales Nachhaltigkeitsprogramm auf und verfolgen Sie die Ergebnisse im Jahresvergleich. Da Nachhaltigkeit für Konsumenten und Investoren zunehmend zu einem Schwerpunktthema wird, bildet das Nachhaltigkeitsreporting eine Investition in die Zukunft.