Viele Unternehmen bereiten sich derzeit auf das dritte Quartal des Jahres vor. Sie sind bestrebt, die Erwartungen von Investoren und die Reportingvorgaben zu Nachhaltigkeit und Klimarisiken zu erfüllen. Die Teilnehmer unseres Webinars „Die Entwicklung des Nachhaltigkeitsreportings“ haben viele interessante Nachfragen gestellt. Unsere Experten für Nachhaltigkeitsreporting haben einige der am häufigsten gestellten Fragen rund um die Szenarioanalyse und verbundene Themen beantwortet.
Die Szenarioanalyse ist ein strategisches Planungstool, mit dem Organisationen ihre Flexibilität, Resilienz oder Leistung für unterschiedliche Zukunftsoptionen bewerten. Sie liefert keine starren Vorhersagen, sondern zeigt auf, dass ein Unternehmen Komplexität und Unsicherheit als festen Bestandteil der Geschäftstätigkeit akzeptiert und mögliche plausible Alternativen für die Zukunft erwägt. Das übergeordnete Ziel der Szenarioanalyse besteht darin, Entscheidungsträger durch eine Stärkung der internen Kohärenz zu befähigen, entscheidungsrelevante Faktoren zu reflektieren (CDP Technical Notes on Scenario Analysis, Seite 5).
Unternehmen können verschiedene klimarelevante Szenarien anwenden. Die Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) empfiehlt für den Anfang den Einsatz der von der Internationalen Energieagentur (IEA) und dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) erarbeiteten Szenarien. Laut TCFD handelt es sich hierbei um die in der wissenschaftlichen Diskussion am häufigsten verwendeten und unterstützten Szenarien.
Szenarien lassen sich in zwei grundsätzlichen Hauptkategorien einteilen: Transitionsrisiken und physische Risiken.
Es ist wichtig zu verstehen, dass es kein allgemeingültiges Verfahren für die Nutzung und Anwendung von Szenarioanalysen gibt. Für manche Organisationen ist das Transitionsrisiko relevanter (z. B. energieintensive Produktionsunternehmen mit hohem Bedarf an fossilen Brennstoffen), während andere stärker von physischen klimarelevanten Risiken betroffen sind (z. B. landwirtschaftliche Erzeuger). Sowohl CDP als auch TCFD empfehlen bei der Nutzung von Szenarioanalysen als strategisches Planungstool einen stufenweisen Ansatz. Mit zunehmender Erfahrung sollten Organisationen die Szenarien um zusätzliche quantitative Daten zur Information ihrer Interessengruppen über die Entscheidungsfindung ergänzen.
Die Antwort lautet: auf beides. Durch die Aufnahme quantitativer und qualitativer Daten werden die Interessengruppen mit ausgewogenen Informationen als Entscheidungsgrundlage versorgt. Allerdings sollten Sie zunächst herausfinden, welche Informationen für Ihre Interessengruppen am wertvollsten sind.
Wenn wir uns für eine der Optionen entscheiden müssten, würden wir Daten als wichtigsten Aspekt nennen. Eine akkurate und umfassende Datenbasis ist für Unternehmen unverzichtbar, da es ohne eine solche Grundlage unmöglich ist, die Wirkung von Projekten zu demonstrieren. Daten allein sind jedoch bedeutungslos, wenn die beschreibende Erläuterung dazu fehlt, wie sie gewonnen wurden.
Unabhängig davon, an welchem Punkt Sie stehen, sollte das Reporting stets kontinuierlichen Fortschritt und zukunftsgerichtete Dynamik ausweisen. Mit einem klaren Ziel zeigen Sie Ihren Interessengruppen, worauf Sie hinarbeiten. Zahlen und Statistiken bilden greifbare Datenpunkte, anhand derer der Fortschritt schnell und einfach illustriert werden kann. Beschreibungen neuer Projekte zeigen, welche spezifischen Maßnahmen Sie ergreifen, um den Wandel zu vollziehen.
Der Reporting-Schwerpunkt ist für jedes Unternehmen letztendlich anders gelagert und abhängig von den Anforderungen der Interessengruppen und den Datenergebnissen.
Referenzwerte kommen zum Einsatz, um den kontinuierlichen Fortschritt zu messen, vor allem auf dem Weg zu einem bestimmten Ziel. Sie sind stets unternehmensspezifisch. Im Greenhouse Gas Protocol des World Resources Institute wird empfohlen, bei der Festlegung eines Referenzjahres den frühestmöglichen Zeitpunkt zu wählen, für den vollständige und zuverlässige Daten vorliegen.
Das Referenzjahr darf beliebig weit zurückliegen. Die Referenzdaten sollten jedoch der aktuellen Unternehmensstruktur entsprechen. Gab es beispielsweise im Jahr 2015 eine größere Übernahme, sollte das Referenzjahr nicht vor 2015 liegen. Gängigste Praxis ist, als Referenzjahr für das Reporting das jeweilige Vorjahr heranzuziehen. So stellen Sie sicher, dass das Referenzjahr Ihre aktuelle Geschäftstätigkeit reflektiert. Wenn Sie ein Referenzjahr neu definieren und/oder berechnen müssen, lautet das Schlüsselwort – wie bei jeder Form des Nachhaltigkeitsreportings – Transparenz. Sorgen Sie dafür, dass in allen veröffentlichten Unterlagen deutlich wird, welche Änderung eingetreten ist und warum.
Ja, genau das ist das Ziel der TCFD (Taskforce on Climate-related Financial Disclosure). Die TCFD wurde beauftragt, eine Reihe freiwilliger, finanziell relevanter Empfehlungen zur Klimaberichterstattung zu entwickeln, um informierte Investitions-, Kredit- und Versicherungsentscheidungen zu unterstützen. Interessengruppen nutzen diese zentralisierten Daten und Reporting-Inhalte, um ein besseres Verständnis der Vermögenswerte zu entwickeln, die Klimarisiken ausgesetzt sind.
Die TCFD hat ihre Reporting-Empfehlungen im Juni 2017 veröffentlicht. Seitdem werden sie weltweit zunehmend unterstützt und umgesetzt. Laut 2018 Status Report hatte die TCFD zu Beginn 101 Unterstützer. Fast eineinhalb Jahre später, im September 2018, war die Zahl auf 513 gestiegen. Hier einige Fakten zu den Organisationen, die Nachhaltigkeitsreporting und Finanzberichterstattung kombinieren:
Zudem integrieren Organisationen für Nachhaltigkeitsreporting wie das CDP die Leitlinien der TCFD in ihre Fragebögen und stärken so die Verbindung zwischen Nachhaltigkeit und finanzieller Solidität. Auch wenn die Nachhaltigkeitsberichterstattung in weiten Teilen der Welt freiwillig bleibt, steigen die Ansprüche und Erwartungen der Interessengruppen in Bezug auf eine Offenlegung solcher Daten.
Wenn Sie mehr über klimarelevante Szenarioanalysen und Reporting erfahren möchten oder Unterstützung bei der Bestimmung von Referenzwerten, Berechnung eines Emissionsinventars oder Festlegung eines Emissionsziels benötigen, kann ENGIE Impact helfen. Als eines von nur acht Unternehmen weltweit, die CDP-akkreditierte Software zur Kohlenstoffbilanzierung anbieten, kann ENGIE Impact Sie im Nachhaltigkeitsreporting unterstützen und Ihnen bei der Übernahme einer Führungsrolle auf diesem Gebiet helfen.
Anmerkung: Die folgenden Quellen wurden in Teilen für die Aufbereitung dieser Informationen verwendet. Nähere Einzelheiten finden Sie in den CDP Technical Note on Scenario Analysis oder im TCFD Technical Supplement: The Use of Scenario Analysis in Disclosure of Climate-related Risks and Opportunities.